Als letzten Triathlon in 2018 (von zwei) hatte ich mir zusammen mit zwei Sportveteranen aus der alten Heimat den Ironman 70.3 Rügen vorgenommen. Für beide gebürtigen Usedomer Jan und Robert ein verlockender Wettkampf nahe der Heimat, für mich der Haken hinter der letzten größeren Mitteldistanz in Deutschland, die mir noch fehlte.
Im Gegensatz zu meiner mitteldeutschen Heimat war die Anreise schon ein Abenteuer genug, mit Zug von Freiburg nach Braunschweig und nach einer kurzen Nacht weiter mit dem Auto in das malerische Ostseebad Binz. Bei strahlendem Sonnenschein wurden am Samstag die üblichen Handgriffe und Wege am Vortags-Check-in absolviert, bis wir dann die spannenden Bundesliga-Rennen der Damen und Herren live und hautnah verfolgen konnten. Mit jeder Menge Motivation im Gepäck hauten wir uns in die Federn.
Der Agegroup Rolling Start am Sonntag um 10:15 Uhr versprach ausreichend Schlaf. Zeit für eine entspannte Startvorbereitung war genügend. Das Wetter: perfekt. Sonne, 21 Grad, leichte Wolken, kaum Wind, keine Wellen. Der Start erfolgte entlang der bekannten Seebrücke Binz. In einem Rechteckkurs ging es den Strand entlang, die Orientierung war wegen der fehlenden Dünung simpel, das Gedränge im Wasser überschaubar. Lediglich das Vorhandensein unzähliger, kleiner Quallen störte das paradiesische Ambiente. Im Vergleich zu meinem ersten Kontakt mit den Glibberdingern beim Ostseeman 2014 habe ich mich jedoch diesmal gut arrangiert, der Neo bot zudem eine schützende Hülle. Beim Schwimmausstieg die erste Ernüchterung: mit der angepeilten Bestzeit sollte es heute nichts werden, fast 35 Minuten zeigte die Uhr nach (angeblich) 1,9 km. Die Auswertung einiger Garmins sollte jedoch am Ende eine Streckenlänge von mehr als 2,2 km ausweisen. Vom Strand ging es auf die lange Strecke zur Wechselzone, hier war mehr als 1 km zu laufen, auch dies trug nicht zur Spitzenzeit bei.
Nach einem raschen Wechsel hatte ich zu Jan aufgeschlossen und ihn noch beim Wechsel aufs Rad überholt. Über die zwei flachen, aber windanfälligen Runden hatte ich mir eine konstante, aber druckvolle Pace vorgenommen. So flog die erste Runde auch in Windeseile vorbei. Zum Anfang der zweiten Runde wurde es voll, da wir jetzt das Teilnehmerfeld von hinten aufrollten. Es wurde jedoch trotz der vielen Starter und Staffeln überaus fair gefahren, zumindest in meinem Umfeld. Überhaupt war wenig Bewegung im Feld, was Überholungen anging. So kam ich ohne kritische Situationen und mit einem zufriedenstellenden Split unter 2:30 h in T2 an.
Für mich ist im Triathlon Laufen die liebste Disziplin, zumindest wenn einen keine Seitenstiche oder Energielöcher quälen. Mit Gedanken an den steilen „Klünderberg“, der sich uns mit seinen 30 Höhenmetern viermal in den Weg stellen sollte, lief ich mit etwas angezogener Handbremse los. Gleichzeitig wollte ich unbedingt das Battle gegen Jan gewinnen, gegen den ich auf den längeren Distanzen meist den Kürzeren ziehe. Heute erwischte ich jedoch endlich den nahezu perfekten Tag. Konstant konnte ich mein Tempo durchziehen und überholte Mann um Mann. Dabei ganz vergraben im Hinterkopf: die Möglichkeit, einen von 5 Slots in der AK für die IM 70.3 2019 in Nizza zu ergattern. Ohne uns Druck machen zu wollen, hatten wir die Option zumindest in Betracht gezogen. Nizza liegt für mich immerhin näher als Rügen! Die Kilometer flogen nur so vorbei, und als das Rennen nach 18 Lauf-km so richtig hart wurde war es auch schon fast geschafft. Platz 11 in der AK 30-34 mit 4:43 h. Auch Robert und Jan – letzterer leider mit etwas muskulären Problemen – erreichten schließlich glücklich das Ziel.
Nach ausgiebiger Verpflegung direkt am Ostseestrand verfolgten wir schließlich die Siegerehrung und die anschließende Slot-Vergabe. Und tatsächlich: mit Puls 180 registrierte ich, wie der letzte freie Slot schließlich bis zu mir durchwanderte. Ich zögerte keinen Augenblick, und so freue ich mich jetzt schon auf zwei Dinge: die wohlverdiente Offseason nach wenig Triathlon, aber vielen Bergläufen und Ultratrails und die Aussicht auf DAS Highlight in 2019: ein selektiver Kurs bei der Ironman 70.3 WM in Nizza!
Für meine Frau Loreen und mich geht damit ein schönes Sportjahr zuende. Loreen hat mit ihrem ersten Marathon in Paris und ihrer Premiere beim Ironman Maastricht in 2018 ihre ganz persönlichen Highlights feiern können. Zusammen freuen wir uns über die erstklassigen Trainingsmöglichkeiten in und um Freiburg, und werden uns beim Tri-Team-Training und den lokalen Veranstaltungen in 2019 sicherlich öfter blicken lassen.